Zukunft der Pflege - Quo Vadis?

19.09.2019

In unserer älter werdenden Gesellschaft sind immer mehr Menschen auf dauerhafte Hilfe und Unterstützung in ihrem täglichen Leben angewiesen. Alleine in Schleswig-Holstein erhalten knapp 100.000 Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Dabei ist Pflege in aller Regel eine große emotionale, zeitliche und auch finanzielle Herausforderung sowohl für die zu pflegenden als auch für ihre Angehörigen.

Auf Initiative des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) und dem Landesfachausschuss Gesellschaft und Soziales hat die CDU Schleswig-Holstein das Thema Pflege daher als Schwerpunktthema für diesen Herbst ausgerufen. Den Auftakt dazu machte die Diskussionsveranstaltung „Zukunft der Pflege – Quo Vadis?“ am 18. September in Neumünster mit dem Bevollmächtigten der Bundesregierung für die Pflege Staatssekretär Andreas Westerfellhaus.

In ihrer Begrüßung verwies Katja Rathje-Hoffmann als sozialpolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion auf den besonderen Stellenwert, den die Pflege in der Arbeit der Jamaika-Koalition einnehme und auf die Erfolge, die man hier in den vergangenen zwei Monaten bereits erreicht habe. Der Fokus liege dabei ganz klar darauf, die Attraktivität der Pflegeberufe zu steigern. So wurde beispielsweise das Schulgeld in der Ausbildung der Gesundheitsberufe abgeschafft, die Ausbildungsvergütung angehoben und die Pflegeberufe mit der Pflegeberufereform zu einem einheitlichen Berufsbild zusammengeführt.

Als Hauptredner unterstützte Andreas Westerfellhaus in seinem anschließenden Impulsvortrag diese Initiativen. Auch in seinen Augen sei der Mangel an Pflegefachkräften aktuell das zentrale Problem in der Fläche, das viele weiter Probleme nach sich ziehe und eine gute Pflege so insgesamt immer schwieriger mache. So betonte Westerfellhaus die Notwendigkeit für einen spürbaren Ausbau der Kurzzeitpflege. So könnten gerade Angehörige entlastet werden, die in der Regel plötzlich und unverhofft in die Situation der Pflegebedürftigkeit einer nahestehenden Person kommen und damit häufig überfordert seien. Diese Menschen dürfe man nicht alleine lassen. Deshalb seien auf flächendeckend beratende Pflegestützpunkte so wichtig.

Entscheidend dafür, mehr Menschen für Pflegeberufe zu gewinnen, seien attraktive Arbeitsbedingungen mit auskömmlicher und tariflicher Bezahlung aber auch die Anwerbung von Fachkräften im Ausland. Hier würden jedoch noch zu viele bürokratische Hürden im Wege stehen. So warb Westerfellhaus für deutschlandweit einheitliche Berufeanerkennungsgesetze, um den Berufseinstieg von ausländischen Arbeitskräften in Deutschland zu erleichtern.

In der Podiumsdiskussion ergänzten Landespastor und Sprecher des Diakonischen Werks Heiko Naß und Gunnar Löwe vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. die Anmerkungen Westerfellhaus um die Herausforderungen, denen sich gemeinnützige und private Träger in Schleswig-Holstein ausgesetzt sehen. Als Vizepräsident der Pflegeberufekammer warb Frank Vilsmeier für die Notwendigkeit seiner Kammer und für die politischen Mitwirkungsmöglichkeiten, die sich darauf nun für die Belegschaft ergeben. Neumünsters Oberbürgermeister mahnte als Vorsitzender des kommunalen Arbeitgeberverbandes in Schleswig-Holstein einen stärkeren Fokus für die Pflege im ländlichen Raum an. Hier werde der Fachkräftemangel ein zunehmendes Problem und stelle die Kommunen bei der Sicherstellung der Daseinsvorsorge in der Gesundheits- und Pflegebranche vor Riesenherausforderungen.

Die Landesvorsitzende des EAK Herlich Marie Todsen-Reese skizzierte in ihrem Schlusswort nach knapp drei Stunden Impuls und angeregter Diskussion den weiteren Weg, den die CDU Schleswig-Holstein bei der Pflege gehen will. Mit der „Herbstaktion Pflege“ soll in den kommenden Wochen landesweit für das Thema Pflege in Schleswig-Holstein sensibilisiert und weitere inhaltliche Impulse für eine neue pflegepolitische Positionierung auf dem kommenden Landesparteitag gesammelt werden.