Rede von Peter Harry Carstensen zum Natur- und Umwelttag der CDU

09.05.2009

Rede des CDU-Landesvorsitzenden Ministerpräsident Peter Harry Carstensen zum Natur- und Umwelttag, 9. Mai 2009, 11.00 U

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe kleinen und großen Besucher,

sehr geehrte Kollegen Abgeordneten aus Bundestag und Landtag, und lieber Reimer Böge, aus dem Europäischen Parlament. Du machst einen tollen Wahlkampf. Wir kämpfen an Deiner Seite, damit Du weiter unsere Stimme in Europa bleibst.

Sehr geehrter Herr Minister, lieber Christian von Boetticher!

Ich freue mich, dass Sie so zahlreich zum dritten Natur- und Umwelttag gekommen sind, den CDU-Landesverband und Landtagsfraktion gemeinsam ausrichten. Ich begrüße Sie herzlich im schönen ErlebnisWald Trappenkamp. Und ich tue dies gemeinsam mit dem Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Johann Wadephul.

Und ich bedanke mich bei den zahlreichen fleißigen Helferinnen und Helfern, die dafür gesorgt haben, dass wir heute hier sein dürfen.

Liebe Herlich Marie Todsen-Reese, als Initiatorin dieses Natur- und Umwelttages hast Du wieder einmal eine großartige Veranstaltung auf die Beine gestellt. Du wirst heute durch das Programm führen. Für die Unterstützung dabei bedanke ich mich herzlich bei Frau Benett-Sturies und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom ErlebnisWald Trappenkamp.

Ebenso gilt mein Dank Professor Fielmann, der mit mir heute Mittag wieder einen prächtigen Baum pflanzen wird.

Liebe Ausstellerinnen und Aussteller, mit Ihren zahlreichen Ständen präsentieren Sie sich heute erneut oder erstmalig auf dem Natur- und Umwelttag. Ihre Arbeit und ihr Engagement für die Umwelt leisten Sie oft ehrenamtlich. Dafür gebührt Ihnen großes Lob und Anerkennung. 
Der große deutsche Dichter Joseph von Eichendorff hat einmal geschrieben: Die Natur ist das große Bilderbuch, das der liebe Gott uns draußen aufgeschlagen hat.

Und dieses Bilderbuch zu bewahren - das ist auch die Aufgabe von uns Menschen.

Deshalb steht der heutige Tag unter dem Motto: 
"Die Schöpfung bewahren. Biodiversität erhalten - Lebensräume sowie Tier- und Pflanzenarten sichern".

Biodiversität - das bedeutet biologische Vielfalt. Kein leichter Begriff. Aber das Thema ist ja auch schwierig zu fassen.

Man kann ihn vielleicht am besten verstehen, wenn man selbst in der Natur unterwegs ist. Dann spürt man, wie gut sie uns Menschen tut. Und das hat auch damit zu tun, dass wir darin von einer so großen Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten umgeben sind.

Und damit Natur uns auch weiterhin gut tut, müssen wir diese biologische Vielfalt erhalten. In unserem Interesse und vor allem im Interesse unserer Kinder. 
  
Ich will da auch nichts schön reden: 
Jeden Tag sterben weltweit 150 Tier- und Pflanzenarten. 
Das Madagassische Flusspferd, der Tasmanische Tiger oder die Goldkröte sind unlängst von unserem Planeten verschwunden.

Auch Schleswig-Holstein hat viele tierische Bewohner verloren. Der Wolf, die Hausratte oder der Europäische Nerz - sie alle sind bei uns nicht mehr heimisch. Und auch der wilde Knoblauch wächst bei uns nicht mehr in freier Natur. 
  
Ein Mancher wird jetzt vielleicht sagen: Das hat es doch immer schon gegeben. Die Dinosaurier sind schließlich auch ausgestorben. Und das vor mehr als 60 Millionen Jahren.

Das ist auch richtig. Klimawandel, Artensterben und Evolution hat es schon immer gegeben. 
Aber die Ausmaße sind heutzutage andere. Experten schätzen, dass Tausend bis Zehntausend Mal mehr Arten verloren gehen durch menschliches Eingreifen 
als auf natürliche Weise. 
  
Fast jede dritte Tierart auf der Erde gilt inzwischen vom Aussterben bedroht. Das Tempo dieses Artenschwundes ist erschreckend.

Auch in Schleswig-Holstein. 
Der Fischotter, die Kegelrobbe oder die Fledermaus - sie teilen ein gemeinsames Schicksal.

Wo Lebensräume verloren gehen, 
Ökosysteme zerstört werden 
und das Klima sich wandelt, 
ändert sich auch das menschliche Leben.

Ökosysteme mit einer großen biologischen Vielfalt sind für den Menschen ein wertvoller Schatz. Je größer die biologische Vielfalt, umso besser geht es den Menschen.

Wenn wir nicht lernen, 
sorgfältig mit der Natur, ihren Pflanzen und Tieren umgehen, dann bekommen wir dafür eines Tages auch die Quittung. 
  
Meine Damen und Herren, 
wir dürfen auch nicht vergessen, was für ein großartiger Lehrmeister die Natur eigentlich ist. Vieles haben wir von ihr gelernt - ob in der Chemie, in der Physik, in der Biologie oder in der Medizin. In der Natur steckt ein enormes Potenzial und Erfahrungswissen, das viel weiter zurückreicht als unser menschliches Dasein.

Aber: Die Natur birgt auch heute noch viele größere und kleinere Geheimnisse. 
Sie stellt uns vor Fragen, die wir in vielen Fällen auch nicht beantworten können:

Wie schaffen es Bienen, Schildkröten und Vögel ohne Karten und Atlanten den richtigen Weg zu finden?

Oder: Wie schaffen es Blätter durch die Photosynthese mehr als 300 Milliarden Tonnen Zucker jedes Jahr zu produzieren?

Ich weiß es nicht.

Aber ich weiß: 
Die Sicherung der biologischen Vielfalt ist nicht nur eine Frage der Moral, der Schönheit oder des guten Willens. 
Sondern: Biodiversität ist auch eine ernstzunehmende ökonomische Größe.

Viele Bereiche der Wirtschaft leben von der biologischen Vielfalt. Intakte Ökosysteme stellen Nahrungsmittel, Wasser und erneuerbare Ressourcen bereit. Und sie sorgen dafür, dass Luft-, Wasser- und Nährstoffhaushalte funktionieren.

Und auch die Lebensmittelproduktion, die Medikamentenherstellung oder auch der Tourismus - sie alle sind direkt abhängig vom Zustand der biologischen Vielfalt.

Ökonomisches Wachstum ist untrennbar mit der Vielfalt von Arten und Ökosystemen verbunden. 
Meine sehr geehrten Damen und Herren, 
auch mir persönlich ist der Erhalt der biologischen Vielfalt in Schleswig-Holstein und in der Welt ganz besonders wichtig.

Biodiversität ist die Grundlage unseres Lebens. 
Das sage ich nicht nur als Ministerpräsident, sondern auch als einer, der aus der Landwirtschaft kommt.

Aus unserer christlichen Verantwortung müssen wir dafür Sorge tragen, dass diese Schöpfung bewahrt wird. Umwelt und Natur sind unsere wichtigste Lebensgrundlage. Wir müssen sie für die nachkommenden Generationen erhalten.

Dazu brauchen wir einen verantwortungsvollen Umweltschutz. Wir müssen ehrenamtliches Handeln für Natur und Umwelt noch stärker fördern. Das heißt auch weniger Bevormundung durch den Staat, weniger Bürokratie und damit weniger Kosten für die Bürgerinnen und Bürger.

Ebenso müssen wir die einzigartige Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins in ihrer besonderen Vielfalt und Eigenart schützen, pflegen und weiterentwickeln.

Und es gilt auch, moderne Technik im Umwelt- und Naturschutz zu nutzen und zu fördern. Dabei liegt der besondere Schwerpunkt auf dem Meeres- und Gewässerschutz, der Nutzung regenerativer Energien und der Wiederherstellung und Pflege von Feucht- und Trockenbiotopen.

Und auch für die vielen großen und kleinen Lebewesen zu Land, zu Wasser und zu Luft tragen wir eine besondere Verantwortung, der wir uns stellen und auch stellen müssen. Denn nur wenn wir die Artenvielfalt in Schleswig-Holstein langfristig sichern, werden auch unsere Kinder und Kindeskinder von diesem Reichtum leben können. 
  
In diesem Sinne wünsche ich allen Besuchern einen erlebnisreichen Natur- und Umwelttag hier im ErlebnisWald Trappenkamp.

Allen Ausstellerinnen und Ausstellern wünsche ich viele interessante Begegnungen und Gespräche.

Und uns allen wünsche ich, dass wir von diesem heutigen Tag auch etwas mit nach Hause nehmen können.

Lassen Sie uns das große Bilderbuch, das der liebe Gott uns draußen aufgeschlagen hat, gemeinsam bewahren.