Bildungspolitik in der Corona-Krise

30.03.2021

Liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde,
ein Jahr Corona, ein Jahr zwischen fast normalem Präsenzunterricht und Lernen in Distanz. Seit gut vier Wochen sind die meisten unserer Jüngsten wieder in der Schule, nach und nach kommen alle Jahrgänge wieder zurück. Ein Glück! Wer hätte Anfang März 2020 geglaubt, dass von heute auf morgen die Schulen geschlossen werden müssten? Niemand. Auch für uns im Bildungsministerium war das eine Situation, auf die wir naturgemäß nicht vorbereitet waren. Mögliche Lösungen und Ideen für diese Situation waren weder in unseren Köpfen gereift noch lagen sie in irgendeiner Schublade im Ministerium bereit. Wie konnten sie es auch, wir standen und stehen immer noch vor einer Jahrhundertherausforderung. Gute Schule findet in Schule statt – aus guten Gründen! Wir mussten neu denken und sehr schnell handeln, haben uns dabei auch Unterstützung aus der Wissenschaft geholt. Das haben wir im Rekordtempo getan. Wir alle denken in dieser Pandemie jeden Tag neu – und das seit einem Jahr.
Ich könnte an dieser Stelle die Diskussionen rund um die Maske, das Testen oder das Impfen Revue passieren lassen. Und ich könnte Ihnen auch von den umfangreichen Maßnahmen und Sonderprogrammen berichten, die wir für zusätzliches Personal, Endgeräte, Hygienemaßnahmen, Entzerrung des Schülerverkehrs, Digitalisierungsmaßnahmen, Unterstützungsangebote, Fortbildungen für Lehrkräfte uvm. im letzten Jahr zusätzlich auf den Weg gebracht haben. Aber darum soll es heute nicht gehen. Es geht darum, was Sie, was wir als Gesellschaft gemeinsam in diesem Jahr für die Bildung unserer Kinder geleistet haben: Schulleitungen und Lehrkräfte wachsen über sich hinaus, Eltern sind so tief in den Schulstoff ihrer Kinder eingestiegen wie niemals zuvor, Schülerinnen und Schüler lernen, sich selbst zu organisieren und selbstständiger zu arbeiten. Darauf können Sie und wir alle stolz sein!
Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass wir Schulen, Lehrkräften, Eltern und vor allem den Schülerinnen und Schülern in den vergangenen 12 Monaten viel zugemutet haben: Wir haben die Schulen oft gezwungenermaßen sehr kurzfristig über Änderungen informiert oder Entscheidungen manchmal nicht klar genug an die Elternschaft kommuniziert. „Das Fahren auf Sicht“ ist als Steuerungsprinzip für ein Schulsystem mit über 950 Schulstandorten, rund 32.000 Lehrkräften und 381.000 Schülerinnen und Schülern leider schlecht geeignet. Gründe für unsere Entscheidungen sind manches Mal nicht hinreichend deutlich geworden. Und ja, dabei haben wir auch Fehler gemacht und mussten Entscheidungen korrigieren. Aber ich versichere Ihnen: In jedem Moment seit März 2020 geht es mir immer darum, das Beste für alle an Schule Beteiligte und vor allem die Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Und das wird auch so bleiben!
Kinder und Jugendliche brauchen die Präsenz in Schule. Sie brauchen Schule als strukturierendes Element, als Raum sich auszuprobieren und mit- und voneinander zu lernen. Als Mutter von drei Söhnen weiß ich, wie wichtig der tägliche Austausch mit Gleichaltrigen ist. Und weil wir um diese Umstände wissen, ist die Prämisse der Landesregierung auch: Bildung hat absolute Priorität. Dafür habe ich mich immer eingesetzt.
Ostern bedeutet Hoffnung. Wir alle vermissen die Unbeschwertheit, die Freiheit, die Normalität. Aber: Es wird ein anderes Leben sein nach Corona, auch an unseren Schulen. Wir sollten ehrlich sein: Corona hat Veränderungsprozesse an Schule beschleunigt, die notwendig sind. Wir werden einiges anders und besser machen nach Corona. Und so kann man dieser Pandemie auch etwas Positives abgewinnen.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein frohes und gesegnetes Osterfest, passen Sie auf sich und Ihre Lieben auf und bleiben Sie gesund

Ihre Karin Prien